Das Patenmodell
Was kommt nach der Schule? Eine Ausbildung und dann ein Job…Im Idealfall.
Auf der einen Seite Ausbildungsplatz- und Arbeitsuchende:
„Ich möchte gerne was Bestimmtes lernen, aber wie kriege ich da einen Ausbildungsplatz?“ „Ich weiß, was mich interessiert und was ich bestimmt gut kann, aber bei dem, was die Unternehmen verlangen…“ „Bei dem, was ich machen will, da nimmt mich ja doch keiner…“
aber auch:
„Das ist so aussichtslos, warum soll ich mich da überhaupt anstrengen?“ „Da muss ich ja weit fahren, das ist teuer und braucht so viel Zeit…“ „Da muss ich ja echt durchhalten, ist mir zu anstrengend…Da geh ich lieber weiter zur Schule oder in solche Maßnahmen …“
oder:
„Ich habe eine hervorragende Ausbildung, ein Studium erfolgreich absolviert, passe aber aus verschiedenen Gründen nicht ins gesuchte Raster.“ „Mit dem, was ich gelernt oder studiert habe und was genau dem entspricht, was ich gerne und mit ganzem Einsatz machen möchte, ist es extrem schwierig, einen adäquaten Arbeitsplatz zu bekommen. Ich suche schon so lange.“ „Was kann ich denn noch mit dem machen, was ich gelernt habe? Wo liegen meine weiteren Fähigkeiten und Kompetenzen, die ich vielleicht erahne, aber bisher nicht entdeckt habe?“
Auf der anderen Seite die Unternehmen:
Nachwuchssorgen – Fachkräftemangel – unbesetzte Stellen – das zur Verfügung stehende Potential an Arbeitskräften mit der Nachfrage nach Arbeitskräften passend zusammenbringen – die (erhofft) Besten auswählen
Und:
Menschen, die aus verschiedenen Gründen gerne ihre Erfahrungen und ihr Wissen weitergeben möchten und diejenigen unterstützen wollen, die etwas mehr Hilfe zur Selbsthilfe brauchen.
Hier setzt die vom Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg, schlesische Oberlausitz e.V. initiierte Initiative „Patenmodell“ an. Durch diese im Jahr 1999 ins Leben gerufene Initiative bekommen arbeitsuchende Jugendliche und Erwachsene die Möglichkeit, bei ihrer Suche nach einer Ausbildung oder Arbeit durch einen PATEN unterstützt zu werden. Dabei sollen vor allem diejenigen erreicht werden, die aus verschiedenen Gründen schwer zu vermitteln sind.
Um den verschiedenen Gruppen, den Ausbildungs- und Arbeitsplatzsuchenden, eine adäquate Hilfestellung geben zu können, ist das Patenmodell in die Bereiche „Ausbildungsbrücke“, „Arbeit durch Management“ und Integration für Arbeitssuchende mit Schwerbehinderung gegliedert. Die Ziele der Ausbildungsbrücke für die Jugendlichen gehen dabei von einer frühzeitigen Berufsorientierung in enger Zusammenarbeit mit der Schule bis zur Integration ins Berufsleben. Die Hilfestellung kann für alle Gruppen sowohl durch kurze Impulse, als auch über ein längeres Coaching gegeben werden, je nachdem, wie es die Situation erfordert.
Die PATEN sind ehrenamtlich tätige Personen, die sich sowohl mit ihrem beruflichen Wissen und ihren Kontakten, als auch mit ihren Lebenserfahrungen engagieren. Die Form der Unterstützung kann auch in Form von Nachhilfe für schwächere Schüler gegeben werden, damit sie einen besseren Schulabschluss erreichen. Weiterhin ist im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising und Koordination für das Patenmodell selbst eine ehrenamtliche Mitarbeit möglich. Dabei kann es sich sowohl um Ruheständler, als auch um aktive Berufstätige handeln. Für ihre Arbeit stehen ihnen verschiedene Instrumente, Supervisionen und Weiterbildungen durch das Patenmodell zur Verfügung. Eingebunden in ein großes Netzwerk mit hervorragenden Kontakten stehen alle Möglichkeiten zur Verfügung, die Hilfesuchenden zu unterstützen.
Inzwischen engagieren sich bundesweit circa 1.200 Ehrenamtliche in 75 Städten, davon allein in Niedersachsen an 12 Standorten.
Standort Lüneburg
Der Standort Lüneburg wurde am 9. Mai 2011 unter der Koordination von Rolf Eggert, Gerhard Müller und Bruno Litzmann errichtet. Aktuell werden von hier durch den Bereich Ausbildungsbrücke ca. 40 Schüler in Schulen aus Dahlenburg, Adendorf und Bardowick aktiv durch PATEN betreut. Für dieses Jahr ist auch eine Zusammenarbeit mit der Christianischule geplant.
Beobachtet werden in der Region Lüneburg auf der einen Seite zum Beispiel die großen Nachwuchs-sorgen seitens des Handwerks und auf der anderen Seite die Schwierigkeit der Auszubildenden, leistungsmäßig auch die Berufsschule zu bewältigen. Weiterhin wird die ländliche Struktur des Landkreises aufgrund der teilweise komplizierten und teuren Transportmöglichkeiten und langen Wege von den betroffenen Jugendlichen als großes Hindernis angesehen. Auch nach den doch oft recht bequemen Zeiten für die Schule auf die unbequemeren Uhrzeiten einer Ausbildung zu wechseln, lässt so manchen Schüler aufgeben.
Seitens der Unternehmen werden die Anforderungen an die persönliche Reife von 15 oder 16jährigen und ein hohes Niveau bei der Auswahl von Auszubildenden den Schulabgängern oft nicht gerecht. Gemeinsam mit bis zu 10 Jahre älteren und besser vorgebildeten Mitbewerbern um einen Ausbildungsplatz zu kämpfen, wird zur weiteren Hürde. Unerfahrene, langsamere und aus diversen anderen Gründen unattraktive Bewerber fallen hier schnell aus dem Rennen.
Auch können Schulpraktika, die zur vorherigen Orientierung von Schülern und Unternehmen dienen sollen, nur zu definierten Zeitpunkten und unter bestimmten regionalen Bedingungen stattfinden. Das macht es oft problematisch, interessierte Schüler mit den passenden Unternehmen zusammenzubringen. Hier wäre es wünschenswert, flexiblere Modelle zu haben, um allen Seiten größere Spielräume und Möglichkeiten zu bieten.
An diesen vielen Hürden möchte das Patenmodell anfassen und mit allen Partnern gemeinsam daran arbeiten, eine für alle möglichst befriedigende Lösung zu finden. Wer sich dazu berufen fühlt, sich als PATE zu engagieren, um weniger resignierte Reaktionen aller Seiten zu haben, ist beim Patenmodell herzlich willkommen. Ob sie nun im Berufsleben stehen, noch Student oder schon im Ruhestand sind und gerne noch aktiv sein möchten, Sie alle sind aufgerufen, Ihre Kompetenzen zur Verfügung zu stellen und ein wenig Ihrer Zeit zu schenken und zu helfen. Nicht nur die Lüneburger Koordinatoren würden sich freuen, mit jedem neuen PATEN einem weiteren Schüler eine wertvolle Unterstützung bieten zu können.