Nachruf auf Ottfried Preußler: „Es war einmal …

Nachruf auf Ottfried Preußler: „Es war einmal …

… eine kleine Hexe, die war erst einhundertsiebenundzwanzig Jahre alt und das ist ja für eine Hexe noch gar kein Alter.“ Und deswegen wird sie von den großen Hexen nicht für voll genommen. Dabei übte die kleine Hexe doch so fleißig das Hexen, was noch nicht so ganz klappen wollte und weiße Mäuse, Frösche und Tannenzapfen vom Himmel fielen statt Regen….

Haben Sie auch, so wie ich, mit der kleinen Hexe die Abenteuer und Probleme beim Großwerden durchlebt, davon geträumt, den Räuber Hotzenplotz zu begleiten, mit dem kleinen Gespenst durchs Schloss zu fliegen und mit Ketten zu rasseln oder sich bei dem kleinen Wassermann gewünscht, auch Schwimmhäute zu haben und im Wasser leben zu können? Ich glaube, bei mir ist meine spätere Begeisterung fürs Tauchen schon damals geboren worden. Denn ich wollte auch die vielen Fische kennenlernen.

Mein Buch von der kleinen Hexe ist alt, vergilbt und zerlesen, ging es doch erst durch meine Hände und später durch die Hände meiner Töchter. Es war das erste Buch, aus dem ich ihnen vorlas, immer wieder, und mit dem sie später selber das (Deutsch-)lesen lernten (Wir lebten in Frankreich). Es ist nicht zu erkennen, aus welchem Jahr es stammt, ich schätze mal aus den 60igern. Später lasen sie in der Schule den kleinen Wassermann und dann, nach ein paar Jahren, den Jugendroman Krabat .

Nun ist Ottfried Preussler am 18.Februar gestorben und ich möchte mich bei ihm bedanken. Bedanken für die vielen, vielen schönen Stunden, die er mir als Kind und auch später als Mutter mit meinen Töchtern beschert hat und uns in unserer Phantasie begleitete. Ich wünsche ihm, dass er mit dem Räuber Hotzenplotz nun Bratwurst mit Sauerkraut essen kann, mit der kleinen Hexe und dem Raben Abraxas zur Walpurgisnacht fliegt und dem kleinen Wassermann die furchbare Angst vor dem hässlichen Neunauge nimmt. Ich wünsche ihm richtig gehende Uhren, die nicht von Mitternacht auf Mittag verstellt sind, damit er beim Umhergeistern mit dem Uhu Schuhu nicht von der Sonne schwarz verfärbt wird.

Haben Sie auch seine Bücher verschlungen, steht davon auch noch ein vergilbtes Exemplar aus Kindertagen oder auch ein ganz nagelneues in Ihrem Bücherschrank? Was haben Sie damit erlebt? Vielleicht mag der eine oder die andere Leserin eine kurze Geschichte dazu schreiben? Wir würden uns über Ihre Rückmeldung freuen!

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