Stiftung Medien- und Onlinesucht
Ein paar erschreckende Eckdaten:
Vor zwei Jahren hatten bereits 80% der Mädchen in der 3. und 4. Klasse ein Handy. Heute haben diese 80% ein internetfähiges Handy. Weiter: Laut Pinta-Studie der Drogenbeauftragten der Bundesregierung werden 1% der 14 bis 64-jährigen als internetabhängig eingestuft. Das sind mehr als eine halbe Million Internetabhängige und Gefährdete mit steigender Tendenz. In der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen ist die Verbreitung am größten: 2,4 Prozent abhängige und 13,6 Prozent problematische Internetnutzer. Bereits im Kindesalter ist die Internetsucht erschreckend hoch. Dabei zeigen Mädchen und Jungen recht unterschiedliche Nutzerverhalten.
In die Beratung der Stiftung Medien- und Onlinesucht kommen jedoch zu 90% Jungen, die ein auffälliges Verhalten zeigen. Medienkompetenz und kritischer Umgang mit dem, auf der anderen Seite aus dem heutigen Alltag nicht mehr wegzudenkenden, Medium Internet ist bei Kindern und Jugendlichen nur unzureichend zu finden.
Auf dem herrlichen Gelände der Grundschule Im Roten Felde stehen, umrahmt von grüner Natur, zwei gelbe Bauwagen.
Diese Wagen sind von Bernd Werner und den Mitarbeitern der Stiftung Medien- und Onlinesucht hier aufgestellt worden, um ihrer Zielgruppe, den Grundschülern, nahe sein zu können. Denn um der oben nur angerissenen Problematik ansatzweise entgegenzusteuern, wird hier den Mädchen der 3. und 4. Klasse Medienkompetenz und ein besserer Umgang mit dem Internet vermittelt. Dazu gehört nicht nur die Arbeit mit den Medien, sondern auch das Zurückfinden in eine reale Welt. So fördern die Mitarbeiter der Stiftung hier sowohl die Entwicklung sozialer und fachlicher Kompetenzen, als auch das Wissen über eine gewisse Sicherheit und einen gemäßigten Umgang mit Medien wie Computer, Handy und Fernseher.
Die Arbeit hier am Standort Rotes Feld ist nur ein Teil dessen, was die Stiftung leistet. So werden Arbeitsgemeinschaften für Mädchen in mehreren Grundschulen Lüneburgs angeboten. Jungen lernen in speziellen Kursen, den X-PEER-Kursen, in die reale Welt zurückzufinden. Denn das Verhältnis zwischen den so wichtigen „realen“ Erlebnissen und „medialen“ Erfahrungen ist für viele bereits aus dem Gleichgewicht geraten. Weiterführende Schulen, Eltern, Pädagogen, Erzieher und die Betroffenen selber haben die Möglichkeit, bei der Stiftung Unterstützung durch Trainings und Beratung zu bekommen.
Begonnen haben die Stifter Bernd Werner, Arnhild Zorr-Werner, Markus Babst und Wolfgang Schulz als Pioniere. 2007 wurde das Phänomen Medienabhängigkeit von der Weltgesundheitsorganisation erkannt, Forschung dazu gab es aber noch nicht. Bernd Werner beobachtete als Schulpastor der BBS und als Vater von drei Kindern diese Problematik im eigenen Umfeld und wollte etwas dagegen tun. „Zu viele Kinder und Jugendlichen waren nur noch vor dem Computer.“ Seine Beobachtungen deckten sich mit denen seines guten Freundes Wolfgang Schulz ( 2007), Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche.
„Wir luden also (vor der Stiftungsgründung) Menschen ein, die etwas zu dem Thema sagen konnten und um ein Format festzulegen, mit dem wir an die Öffentlichkeit gehen wollten.“ 2007 gründeten sie die Stiftung, 2008 entstand dann der Fachverband Medienabhängigkeit , um eine Zusammenarbeit der professionellen Akteure aus der Forschung sowie pädagogische und therapeutische Fachkräfte europaweit zu ermöglichen. Inzwischen konnten Lernpartnerschaften aus Experten verschiedener Länder gebildet werden, um den verschiedenen Problematiken der Sucht besser entgegenwirken zu können mit Themen wie z.B. Elternhilfe und -schulung, Cybermobbing oder auch Materialentwicklung für Lehrer.
Das jüngste Projekt der Stiftung ist das kürzlich eröffnete „Inklusive Cafe Face 2 Face“ in der Innenstadt. In diesem von der AKTION MENSCH geförderten Projekt können sich Mädchen mit und ohne Behinderung treffen, austauschen und so im realen Leben begegnen. Dieses Präventionsprojekt bietet den Mädchen auch an, sich unter professioneller Anleitung mit dem Thema Internet zu befassen und so stärker zu werden. Aktuell wirbt die Stiftung um Stimmen, um durch die Förderinitiative ‚Das Tut gut‘ der Sparkasse Lüneburg eine weitere Förderung für das Café zu erhalten, denn die Stiftung hat keinen Förderverein, der sie stützt. Wenn Sie, liebe Leser, also Kunde bei der Sparkasse sind und die Möglichkeit haben zu wählen, denken Sie bitte an die Projektnummer 398.